Gegen Windräder vor dem Alpenkranz

An einem Infoabend in Schienen hat sich der Protest von beidseits der Grenze gegen die geplante Windkraftanlage auf dem Chroobach Luft gemacht.

VON URSULA JUNKER

ÖHNINGEN/SCHIENENBerstend voll war am Mittwochabend die Turnhalle in Schienen. 250 Besucher waren der Einladung der Bürgerinitiative Landschaftsschutz Schienerberg gefolgt. Man schätze hier die unberührte Natur, sagte deren Gründungsmitglied Philipp von Magnis. Die auf Schweizer Boden von EKS und SH Power geplante Windkraftanlage würde den Lebensraum im seit 1954 bestehenden Landschaftsschutzgebiet Schienerberg jedoch massiv beeinflussen. Von Magnis warf den künftigen Betreibern zudem mangelnde Information vor. Grundsätzlich sei seine Gruppierung nicht gegen Windenergie, «aber nur da, wo sie auch hingehört». Dass der Chroobach beziehungsweise der Schienerberg ihrer Ansicht nach kein Standort sein kann, daraus machten die Organisatoren der Infoveranstaltung an diesem Abend keinen Hehl.

Dramatisch wirkende Präsentation

Den Auftakt ihrer Kampagne bildete eine Visualisierung der geplanten Windkraftanlage, wobei in die Bilder der intakten Dörfer und der Landschaft jeweils die Windräder eingeblendet wurden. An deren Grösse sei nicht zu zweifeln, beruhten sie doch auf gesicherten Messmethoden, wie Otto Kasper darlegte, der die Aufnahmen gemacht hatte. Die akustisch dramatisch untermalte Präsentation ergab, dass vor allem die Dörfer hinter dem Schienerberg optische Beeinträchtigungen hinnehmen müssen. Aber auch von Aussichtspunkten, wie sie der Hegau reichlich zu bieten hat, stechen die vier Windräder ins Auge, oftmals vor dem Alpenkranz im Hintergrund.

Solchermassen eingestimmt, war es dann an Landschaftsplaner Ulrich Bielefeld, auf die rechtlichen Voraussetzungen Baden-Württembergs für den Bau von Windkraftanlagen einzugehen. Er unterschied dabei zwischen harten und weichen Kriterien: Zu den harten zählen Naturschutzgebiete und Artenschutz, Lärmgrenzwerte und Windstärke. Letztere sei unzureichend im besagten Gebiet, sagte Bielefeld. Als weiche Kriterien gelten etwa die Abstände und der Landschaftsschutz. Am Schienerberg, so der Landschaftsplaner, müssten die Abstände zu den Siedlungen mehrere Kilometer betragen, und nicht nur wie geplant 440 Meter. Er führte auch Studien aus dem Schwarzwald und Beispiele aus dem Hunsrück an, die besagen, dass der Tourismus als Folge des Baus von Windkraftanlagen um bis zu 30 Prozent zurückgeht.

«Wehret den Anfängen»

«Gegen diesen Wahnsinn kämpfen», mit diesem Worten wandte sich dann Edi Schwegler aus Stein am Rhein an die Zuhörer. Stein sei mit der positiven Haltung des Stadtrats zu den Windrädern kein guter Nachbar, meinte er, genauso wenig wie die Regierung in Schaffhausen. Er habe wenig Verständnis für die Haltung der Letzteren, wenn sie hier die Landschaft verschandele, wo sie sonst immer als strenge Hüterin der Denkmalpflege auftrete. Hoffen lasse die Haltung der Hemishofer, die letztlich politisch über die Zonenplanänderung zum Projekt Stellung beziehen können.

«Die Höri wird nicht mehr die Höri sein» – auf diesen kurzen Nenner brachte anschliessend Roland Stein, Mitglied von Landschaftsschutz Schienerberg, die geplante Anlage. Er zeigte Aufnahmen aus dem Hunsrück, wo innert weniger Jahre Hunderte von Windrädern aufgebaut wurden.

«Wehret den Anfängen» – in diese Kerbe hieb auch Markus Bieler von der Bürgerinitiative Bodensee-Hegau. Wo einmal eine Windkraftanlage stehe, gebe es bald viele, resümierte er die Erfahrungen von anderswo. Er zeigte wenig Vertrauen in die Politiker – auch deshalb, weil weder Gutachten noch Prognosen zu Windmessungen je veröffentlicht wurden, ja die Einsicht in sie verwehrt wurde. Er zweifelte auch die Windprognose Chroobach an, man könne davon ausgehen, dass hier zu wenig Wind für ein rentables Betreiben der Anlage wehe.

Das rief dann René Müller von der Firma Solarcomplex auf den Plan, die sich für die Energiewende einsetzt. Er warf den Veranstaltern vor, einseitig zu informieren. Stefan Clauss vom EKS fügte an, dass man zwei unabhängige Gutachten habe erstellen lassen. Deren Werte wiesen eine hohe Korrelation aus, sodass sie als Prognose bankfähig seien.

«Ein Buebestreichli»

Dennoch wurden an der Veranstaltung auch von Schweizer Seite Zweifel dazu geäussert. Harsche Kritik an der Schaffhauser Regierung übte eine Besucherin aus Hemishofen. Wenn man nun die Entscheidung der Gemeinde zum Zonenplan untergraben und das Raumplanungsgesetz anwenden wolle, so sei das «ein Buebestreichli». Letztlich stellte ein Öhninger Besucher noch die Frage nach der Einflussmöglichkeit über die Grenze hinweg: «Schwatzen wir bloss, oder können wir Einfluss nehmen?» Der Öhninger Bürgermeister Andreas Schmid betonte, man werde dann Stellung beziehen, wenn eine Zonenplanänderung in Hemis- hofen anstehe.