«Kritische Äusserungen wurden ignoriert»

Sieben Mitglieder der 17-köpfigen Begleitgruppe zum Windenergieprojekt auf dem Chroobach sind zurückgetreten. Sie fühlten sich nicht ernst genommen. Ihren Widerstand gegen das Vorhaben geben sie aber nicht auf.

VONURSULA JUNKER

HEMISHOFEN Es sei zu einem Eklat gekommen, sagte André Götti von «Gegenwind Chroobach» am Dienstagabend an einer eigens einberufenen Medienkonferenz (SN von gestern). Sieben Mitglieder der 17-köpfigen Begleitgruppe zur Chroobach Windenergie waren kurz zuvor mit sofortiger Wirkung aus dem Gremium ausgetreten.

Die Begleitgruppe sei eine Farce, meinte ein enttäuschter Götti. Aus Sicht der Ausgetretenen sei sie deshalb auch als gescheitert zu betrachten. In der Homepage von Chroobach Windenergie sei zwar festgehalten, dass es «nicht ­darum gehe, Mehrheiten für oder gegen das Projekt zu bilden, sondern Fragen und Anliegen aus der Bevölkerung aufzunehmen und nach Möglichkeit in die Projektplanung einfliessen zu lassen». Das ist für Götti aber ein Widerspruch in sich. Man werde zu PR-Zwecken ins-trumentalisiert, und es sei nicht möglich, Einfluss zu nehmen. Götti bemängelte auch, dass sich Gutachten als «reine Prognosen» erwiesen hätten.

«Die Landschaft wird verschandelt»
Neben Götti traten Edi Schwegler aus Stein am Rhein, Kantonsrat Josef Würms und die Gemeinderäte Manuel Neidhart und Rainer Neidhart aus Ramsen sowie Dominique und Fritz Schürch aus Hemishofen zurück. Bereits vor geraumer Zeit hatte sich auch die Gemeinde Hemishofen aus dem Gremium verabschiedet.

Dass man auch in Ramsen so reagieren wird, daran liess die Konstellation der Zurückgetretenen keinen Zweifel, ist doch Josef Würms am vergangenen Sonntag zum Gemeindepräsidenten gewählt worden. «Wir erwarteten, etwas bewegen zu können», gab dieser seinen Unmut über die Begleitgruppe kund. Stattdessen habe man erfahren, dass die Räder abgestellt würden, wenn Fledermäuse und Rotmilane flögen oder der Schatten auf ein Haus zu gross werde. Tatsache sei, dass hier nur gebaut werde, weil der Bund das Vorhaben durch die kostendeckende Einspeisevergütung finanziell unterstütze. Hier werde nun die Landschaft verschandelt, während es abgelehnt worden sei, den Rhein zehn Zentimeter höher zu stauen, um so mehr Strom aus Wasser gewinnen zu können. «Den Schaffhausern ist der Rhein heilig, aber wir sollen die Windräder haben», bilanzierte Würms. Rainer Neidhart sagte, man sei ignoriert worden, wenn man sich kritisch geäussert habe. Auch er bemängelte, dass Fragen nicht beantwortet wurden. «So macht eine Zusammenarbeit keinen Sinn», lautete sein Fazit.

«Uns waren die Hände gebunden»
Den Widerstand gegen das Projekt geben die ausgetretenen Mitglieder freilich nicht auf. «Solange wir dabei waren, waren uns die Hände gebunden», meint Würms. Das sei nun vorbei, jetzt könne man sich frei äussern.

Alle, die aus der Begleitgruppe ausgetreten sind, sehen diesen Schritt nicht als Verweigerung an, sondern sie wollen sich keinen Maulkorb mehr umbinden lassen. Man werde sich nun Gedanken machen, wie weiter vorzugehen sei, sagte Manuel Neidhart. Fest steht, dass die Gruppe weiterhin über ihre Homepage ihren Standpunkt einbringt. Götti deutete an, dass man abkläre, eine Volksinitiative zu lancieren, um den Verkauf des Waldes durch die Stadt Stein am Rhein zu verhindern. Weiterhin will man eng mit den Interessengruppen in der deutschen Nachbarschaft zusammenarbeiten. Bekanntlich fand in Schienen vor Kurzem ein Infoabend statt, zu dem die kurz zuvor gegründete Bürgerinitiative «Landschaftsschutz Schienerberg» eingeladen hatte. Dass die Skepsis auch in der deutschen Nachbarschaft gross ist, zeigte sich daran, dass am Dienstag auch drei deutsche Vertreter anwesend waren.

Sieben Mitgliederder 17-köpfigen Begleitgruppe zum Windenergieprojekt auf dem Chroobach sind zurück- getreten. Sie fühlten sich nicht ernst genommen. Ihren Widerstand gegen das Vor- haben geben sie aber nicht auf.

VONURSULA JUNKER