Der Raum Bodensee-Hegau ist für Windenergie denkbar ungünstig. Im Windschatten der umliegenden Bergketten ist der Wind unberechenbar und launisch, jeder Segler weiss das. Wochenlange Flauten sind nicht selten, und wenn ein nennenswerter Wind geht, ist dieser turbulent und böig, aufgewirbelt durch die Hegau-Vulkane. Bei Winternebel, auch wenn es nicht friert, bildet sich Eis an den riesigen Rotorblättern (wegen der hohen Geschwindigkeiten bis zu 360 km/h). Dann werden die Windräder abgeschaltet wegen Eiswurfgefahr. Im Sommer, wenn sich die Hitze über dem See staut, gibt es überdurchschnittlich viele und vor allem heftige Gewitter. Dann schalten die Windräder auch ab, die starken Böen würden die Rotoren zerstören oder die Bremsen im Generator-Getriebe würden zu heiss. Wieviel bleibt da noch übrig von den theoretischen Durchschnitts-Windgeschwindigkeiten, die eh schon an der Untergrenze der Rentabilität liegen? Für die 200m hohen, neuen Riesenräder mit fast 11.000m² Rotorfläche gibt es noch keine mehrjährigen Erfahrungswerte, aber Auswertungen in Bayern deuten darauf hin, dass die Annahme, in größeren Höhen mehr Wind nutzen zu können, nicht zutrifft.
Platzsparend und sauber sind die Windräder auch nicht. Rechnen Sie einmal aus, wie viele Schwachwindräder die Schaffhauser Region verkraften müsste, um die Stadt Schaffhausen einschließlich aller Industriebetriebe dezentral und den gesamten Kanton bürgernah mit Strom zu versorgen! Sie würden sich die Augen reiben und sich wahrscheinlich nicht besonders lange an den ruhig drehenden Windmühlen erfreuen. Man bräuchte vermutlich einen ganzen Windpark allein für die Straßenbeleuchtung. Diese sog. Windparks, die man im Abstand von wenigen Kilometern errichten müsste, sind bei weitem keine Parks, sondern ungemütliche Industrieflächen. Pro Riesen-Windrad müssen ca. 10.000 m² Fläche dauerhaft freigeräumt werden. Die extra breiten, metertief verstärkten Zufahrtswege müssen ganzjährig befahrbar bleiben. Ob dann zum Beispiel der Munot, Randen oder Hohenklingen auch auf der Standortwunschliste ist, würde mich interessieren.
Ihre Ausführungen zum Vogelschutz sind unhaltbar. Der rote Milan ist deswegen besonders gefährdet, weil er als Aasfresser die Flächen um die Windräder nach erschlagenen Vögeln absucht. Er sucht sicher nicht wegen 1-2 toten Vögeln, die laut Windindustrie statistisch pro Jahr durch ein Windrad getötet werden.
Bis jetzt war unser Wald immer tabu – keine Chemie, jeder Baum der gefällt wird, muss ersetzt werden, keine Bauten etc. Ausgerechnet unsere Generation bricht nun dieses sinnvolle Gesetz, um in ein paar Jahren eine Industrieleiche mit riesigem Aufwand zu entsorgen!!! Den Kommentar der künftigen Generation können Sie sich sicher denken, da viele Stimmen dies bereits vorhergesagt haben!
Die Energiewende muss kommen, da stimmen wir zu, aber es gibt bestimmt bessere Lösungen als Windräder in unserer Region! Schon seit 2011 kauft sich das EKS und der Kanton Schaffhausen in bestehende und neue Windparks ein – da nämlich, wo der Wind bläst!!! Wirtschaftlich sicher ein riesiger Vorteil! Der Hinweis von den Windbetreibern im Hegau „Es muss mit einem geringen Ertrag gerechnet werden“ spricht Bände!
Zuletzt stellt sich noch die Frage: Würden Sie und Ihre Familie gerne in unmittelbarer Nachbarschaft zu 4 Windrädern – so hoch wie der Stuttgarter Fernsehturm – leben wollen oder dort ihren Urlaub verbringen? In diesem Sinne und für unser Chroobach-Paradies!
Heinz Kern, Stein am Rhein