Wunschopfer Hemishofen

Vermutlich wäre die Opferbereitschaft im Kampf gegen den Klimawandel in der Schweizer Bevölkerung grösser, wenn politischer Aktionismus und die zunehmende Umverteilung von Steuergeldern weniger im Mittelpunkt stehen würden. Weil die 200 Meter ­hohen Monsterturbinen gerade jene Landschaften verschandeln, die für die Bevölkerung als Rückzugsgebiete besonders wertvoll sind, regt sich landesweit Widerstand. Und dieser Widerstand basiert bei vielen Betroffenen auf der Tatsache, dass Windkraft in der Schweiz den Klimawandel nicht im geringsten aufhalten kann. Trotz enormer Anstrengung durch Bund und Kantone liegt der ­aktuelle Anteil der Stromproduktion durch Windenergie bei 0,2 Prozent. Der politische Kampf für oder gegen Windenergie wird für den Klimawandel völlig irrelevant bleiben. Alleine das Kernkraftwerk Leibstadt produziert jährlich 9050 Gigawattstunden Strom. Der Windpark Verenafohren produzierte im ersten Betriebsjahr mit drei Riesenwindrädern 16 Gigawattstunden Strom. Daraus ­errechnet sich pro Monsterturbine ein ­durchschnittlicher Jahresertrag von 5,3 Gigawattstunden Strom. Alleine als Ersatz für Leib­stadt würde es über 1700 solcher Windräder benötigen. Am liebsten bauen Ener­giewender neue Windparks dort, wo der geringste ­politische Widerstand zu erwarten ist. Da seit 2019 zwölf von fünfzehn Projekten von den An­rainern abgelehnt wurden, soll jetzt mit dem neuen Energiegesetz das Mitspracherecht der betroffenen Gemeinden ausgehebelt ­werden. Neu sollen die kanto­nalen Richtplanentscheide von den Gemeinden nicht mehr direkt angefochten werden können. Weil der Schaffhauser Regierungsrat bei ­den beiden Windparkstandorten Hagen und Randen zu grossen Widerstand befürchtet, wurden diese im Richtplan auf der unverbindlichen Stufe Vororientierung belassen. Stattdessen wurde Chroobach als Standort festgesetzt. Beim Windparkprojekt Chroobach rechnen sich die Klimaschützer aus der ­Verwaltung im Kampf gegen die kleine Gemeinde Hemishofen im Machtkampf ­bessere Chancen aus.

Pentti Aellig meint… Schaffhauser Nachrichten vom 11.2.22

«Am liebsten bauen Energiewender neue Windparks dort, wo der geringste politische Widerstand zu erwarten ist.» Pentti Aellig ist Gemeindepräsident von Dörflingen und SVP-Kantonsrat