Windkraft: Gegen
alle Widerstände

Mark Liebenberg, Redaktion Region, Schaffhauser Nachrichten vom 10.02.22

Der von den beiden Schaffhauser Elektrizitätsunternehmen geplante Windpark mit vier 200-Meter-Propellern auf dem idyllischen Waldhügel Chroobach in Hemishofen steht nach zehn Jahren Projektprozess vor einem Showdown. Die umliegenden Gemeinden und vor allem die Standortgemeinde konnten in all den Jahren nicht von der Sinnhaftigkeit des Vorhabens überzeugt werden. Hemishofen probt den Aufstand und weigert sich, die nächsten, vom Kantonsrat gewollten, Planungsschritte zu vollziehen. Rechtlich ist es kar: Die Gemeinde muss spuren. Tut sie es nicht, übernimmt der Kanton das Ruder. Es kommt also zu einem ersten Kräftemessen bei einem emotional aufgeladenen Thema. Hier der Kanton und die Projektgemeinschaft, die einen Beitrag zur Energiewende am Chroobach notfalls erzwingen wollen und dafür schon Millionen ausgegeben haben. Und dort die kleine Gemeinde,
die sich quer legt. David gegen Goliath. Der Wind scheint zurzeit noch zugunsten Hemishofens zu wehen: Über die Bewilligung eines finalen Projekts wird an einer Gemeindeversammlung entschieden. In der Schweiz wurden in den letzten drei Jahren 12 von 15 Windkraftprojekten in kommunalen Abstimmungen versenkt. Der Bund nun will genau deshalb die Verhältnisse umkehren: Die Kantone sollen Windparks neu auch gegen die Widerstände der Standortgemeinden bewilligen können. Das Ansinnen ruft einen berechtigten Aufschrei hervor. Der Angriff auf die Gemeindeautonomie ritzt am Selbstverständnis
unseres Landes – und am Fusse des Chroobach giessen solche Ideen Öl in ein loderndes Feuer.