Jetzt ist viel Überzeugungsarbeit nötig

Der Widerstand gegen Windräder in Hemishofen wirft die Planung auf dem Chroobach zurück. Gebaut werden kann aber ein zweites Windkraftprojekt, an dem das EKS und SH Power beteiligt sind.

VON MARK LIEBENBERG

Der südbadische Windpark Verenafohren auf den Höhen zwischen Merishausen und Wiechs am Randen, an dem EKS AG und SH Power mit je einer halben Million Euro beteiligt sind, kann gebaut werden. Die Baubewilligung ist erteilt, der Spatenstich erfolgt im Herbst, so Bene Müller von der Hegauwind KG gestern vor dem Medien in Schaffhausen. «Wir planen, dass die Anlagen ab Sommer 2017 Strom ins Netz einspeisen können.»

Dies liegt an einer anderen Ausgangslage, erklärte Müller: Obwohl das Gebiet extrem kleinteilig ist (220 Grundstücke von 80 Eigentümern) und jeder Eigentümer vom Vorteil ei- ner Verpachtung überzeugt werden musste, sei das Vorhaben von Anfang an auf offene Türen gestossen, vor allem auch in der Stadt Tengen.

Zonenplanänderung als Nadelöhr

Schwieriger ist die Situation auf dem Chroobach in der Gemeinde Hemishofen: Nach der Ablehnung des Gemeinderats und der Gemeindeversammlung (siehe SN vom Mittwoch) hängt die Realisierung von vier Windrädern an der Zustimmung der widerspenstigen Gemeinde im oberen Kantonsteil zur Zonenplanänderung – scheiterte diese, dann sei das Projekt tot, bestätigten gestern die Verantwortlichen. Diese Volksabstimmung wurde in der Projektplanung nun nach hinten verschoben, auf Frühjahr 2017. Die beiden Chefs von EKS und SH Power bekräftigten gestern erneut die grosse Chance, die der Chroobach-Windpark für die regionale Energieversorgung darstelle. «Windenergie ist für uns nicht ‹nice to have›, sondern würde einen substanziellen Teil des Stroms aus erneuerbaren Energien liefern», sagte Herbert Bolli von SH Power. Man führe aus, was politisch mit der Energiewende gewollt und vorgegeben sei, meinte EKS-Direktor Thomas Fischer: «Wir nehmen die Stimmen aus Hemishofen ernst. Unsere Aufgabe ist es jetzt, im Fall Chroobach eine transparente und faktenbasierte Entscheidungsgrundlage zu schaffen.» Zu diesem Zweck müsse man begleitend zum technischplanerischen Prozess in den kommenden Monaten noch mehr Information bieten, noch mehr Gespräche führen – noch mehr Überzeugungsarbeit leisten.

Laut Patrick Schenk, dem Projektleiter von Windenergie Chroobach, sei der nächste Schritt im Begleitprozess eine umfassende Umweltverträglichkeitsprüfung – noch ausstehend sei dort eine Stellungnahme des WWF.

Windenergie Zwei regionale Projekte

Verenafohren3 Windräder, Höhe 199,5 m, Baubewilligung erteilt, Kosten: 16,5 Mio. Euro, 20 Gigawattstunden pro Jahr (GWh/a)

Chroobach4 Windräder, Höhe +/– 200 m, Projektplanungsphase gestartet, Kosten: 30 Mio. Franken, 20 GWh/a.

Gemeinsames Windkraftpotenzial 40 GWh/a Strom aus Windkraft = Strom für 28 000 Einwohner.(r.)

Bilderstreit Warum selbst Visualisierungen umstritten sind

Die Darstellung von geplanten Windrädern in einer Landschaft ist anspruchsvoller als die Visualisierung eines Hauses oder einer Brücke. Entsprechend weit gehen die Visualisierungen zum Chroobach-Projekt aus­einander, die im Umlauf sind. Zum einen sind dies die Visualisierungen, die das Projektmanagement bei der Firma New Energy Scout in Winterthur anfertigen lässt, die mit der Software WindPro arbeitet. Zum anderen sind dies Darstellungen des Büros für Landschaftsarchitektur, U. Bielefeld in Konstanz, welches mit Corel Photopaint arbeitet. Diese Visualisierungen werden bevorzugt vom Komitee Gegenwind Chroobach verwendet. Da die jeweiligen Visualisierungen gewisse Unterschiede bei den Grössenverhältnissen der Windräder aufweisen, hat sich auch die Begleitgruppe zum Chroobach mit ihnen auseinandergesetzt. Sie wollte in Erfahrung bringen, wie die Unterschiede zustande kommen. Wie Projektleiter Patrick Schenk sagt, habe sich die Begleitgruppe nicht abschliessend festgelegt, welche Illustrationen nun «realitätsnaher» oder von höherer Qualität seien. Es gebe jedoch optische Unterschiede, was den Standort, die gewählte Brennweite, die Witterungsverhältnisse und die Proportionalität anbelange. «Die Projektgegner wählen gemäss ihren eigenen Angaben in der Regel den ‹worst case›», meint Schenk. Im Rahmen der Begleitgruppe wird das Thema Landschaftsbild in einer weiteren Sitzung thematisiert, wo auch ein Vertreter der Stiftung Landschaftsschutz vor Ort seine Sichtweise darstellen wird.(lbb)